Einleitung
Nun steht man als Makrofotograf vor seinem Motiv und fragt sich:
Muss ich eigentlich mehrere Bilder machen und diese per Focus Stacking zusammenfügen, um ein komplett scharfes Bild zu erhalten?
Falls ja, wieviele Bilder benötige ich? Und wie weit muss ich den Abstand zwischen Motiv und Kamera jeweils verringern, um auf die nötige Anzahl von Bildern zu kommen?
Antwort gibt ein Makrorechner, der aus wenigen Angaben die benötigten Werte berechnen kann:
- Berechnen Sie die beste (=förderliche) Blende, um eine optimal scharfes Bild zu erhalten.
- Berechnen Sie die Schärfentiefe für Ihre Objektiveinstellungen
- Berechnen Sie die Anzahl der benötigten Bilder für ein Focus Stacking.
- Berechnen Sie den benötigten Vorschub für einen Makroschlitten
Ein Rechner nicht nur für Mathe- und Physikfans. Einfach und intuitiv bedienbar.
Warum ein weiterer Rechner?
Wenn man nach Makrorechnern im Internet sucht, wird man auch schnell fündig.
Allerdings sind viele dieser Makrorechner meiner Ansicht nach
- schlecht bedienbar oder unübersichtlich
- nicht für den Makrobereich optimiert
- oder benötigen Informationen, an die heranzukommen etwas aufwändiger ist
Deshalb war es mein Ziel, einen Rechner zu erstellen, der auf den Makrobereich spezialisiert ist,
der besser bedienbar und übersichtlicher ist und nur Informationen benötigt,
die man einfach auf seiner Kamera bzw. seinem (Makro-)Objektiv nachlesen kann.
Für das Ergebnis habe mich auf relevante Informationen wie förderliche Blende,
Schärfentiefe und Anzahl der Bilder und Größe des Vorschubs für einen Makroschlitten beschränkt,
wenn man stacken muss, weil die Tiefenschärfe ansonsten nicht ausreicht.
Errechnen der förderlicher Blende, der Schärfentiefe & Mindestanzahl der Bilder zum Focus Stacking
Der Makrorechner ist selbstausführend: Alle Werte aktualisieren sich,
sobald Eingaben geändert oder die Schieberegler bedient werden.
Auf der Seite "Schärfentiefetabelle für den Makrobereich"
findet man Tabellen zum Ausdrucken für die Hosentasche.
Was bedeutet was?
(1) Kamera / Sensor
Die Formate Vollformat, APS-C und DX, ... bezeichnen eher Größenverhältnisse als exakte Größenangaben.
Die Sensoren einzelner Kameras mit vermeintlich gleicher Sensorgröße können sich hierbei in den Abmessungen
um Bruchteile von Millimetern unterscheiden. So hat z.B. NIKON in seinen Halbformat-Kameras z.B. Sensorgrößen
wie 23.1x15.4, 23.2x15.4, 23.5x15.6 23.6x15.8, 23.7x15.7 verbaut.
Diese - wenn auch kleinen - Unterschiede haben trotzdem einen Einfluss auf die resultierende Tiefenschärfe.
Wer also ein exakteres Ergebnis möchte, sollte - sofern vorhanden - sein Kameramodell aus der Liste wählen.
(2) Abbildungsmaßstab
Der Abbildungsmaßstab lässt sich bei den meisten Makroobjektiven am Objektiv ablesen:
Er befindet sich in einer zusätzlichen Zeile bei den Entfernungseinstellungen am Objektiv.
Ich kann die Zeile "Abbildungsmaßstab" bei meinem Objektiv nicht finden
Entweder es handelt sich um ein älteres Modell oder um kein reguläres Makro-Objektiv.
Manche Zoom-Objektive haben bei der Objektivbezeichnung den Zusatz "Makro".
Dies bedeutet, dass die Naheinstellgrenze gering genug ist, dass sich dann ein Abbildungsmaßstab ergibt, der kleiner als 1:10 ist.
Trotzdem handelt es sich hier nicht um Objektive, die für nahe Entfernungen optimiert sind,
wie sie in der Makrofotografie benötigt werden.
(3) förderliche Blende
In der Makrofotografie möchte man meist eine möglichst hohe Schärfentiefe erreichen,
um das Motiv vollständig scharf abzubilden.
Dies wird mit Abblenden durch die Wahl einer kleinen Blendenöffnung erreicht, da
die Schärfentiefe grundsätzlich mit dem Schließen der Blende zunimmt.
Beim Schließen der Blende treten allerdings die Effekte der Beugungsunschärfe stärker auf,
die dem möglichen Gewinn an Schärfentiefe wieder gegenläufig sind.
In vielen Fällen ist daher ein Kompromiss zwischen Schärfentiefe und Beugungsunschärfe erforderlich.
Dieser Kompromiss wird auch förderliche Blende oder optimale Blende genannt.
(4) Überlappung der Quellbilder beim Focus Stacking
Beim Focus Stacking sollte eine Überlappung der Schärfeebenen der Quellbilder von mindestens 20% vorliegen.
So ist sichergestellt, dass die Bilder durch Focus Stacking Programme nahtlos zusammengefügt werden können.
(5) (6) Vorschub
Falls man nicht spezielle Programme oder Apps wie Helicon Remote, qDslrDashboard oder ähnliche benutzt, die dafür sorgen, dass
sich Makroobjektiv automatisch schrittweise die Schärfeebene verstellt, gibt es zwei Wege um Bilder für eine Satcking zu sammeln:
man bewegt das Motiv auf die Kamera zu oder die Kamera auf das Motiv.
Hat sich bei ersterem der Kreuztisch von Proxxon als günstige Lösung bewährt, ist es bei der zweiten Variante der Makroschlitten,
auf dem die Kamera Schritt-für-Schritt vorbewegt wird.
Bei beiden Varianten muss man jedoch wissen, wie weit man den Tisch bzw. den Schlitten vorbewegen muss,
um auf die ausreichende Bildanzahl für ein Stacking zu kommen.
Der (4) minimale Vorschub ist die Weite, die man den Tisch oder Schlitten mindestens bewegen muss,
um auf die erforderliche Anzahl von Quellbildern zu kommen.
Der (5) optimale Vorschub ist höher und der Mittelwert aus dem minimalen Vorschub und dem größtmöglichen Vorschub,
um auf die Anzahl der Bilder bei der gegebenen Überlappung zu kommen.
Tipps & Tricks
Ich benutze ein Objektiv in Retrostellung, das ich direkt an die Kamera angschlossen habe.
Wie groß ist mein Abbildungsmaßstab?
Der Abbildungsmaßstab bei der Nutzung von Retroadaptern lässt sich aus dem markenspezifischen Auflagemaß der Kamera
und der Brennweite des genutzten Objektivs errechnen.
Zu dem Wert des Auflagemaßes ( eine Liste findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Auflagemaß)
kann man noch grob 1cm für den Retroadapter einrechnen.
Der Abbildungsmaßstab ergibt sich dann aus:
(Auflagemaß + Retroadapter)[mm] / Brennweite[mm]
Beispiel:
Auflagemaß NIKON F: 46,5mm + Retroadapter 10mm = 56,5mm
Das in Retrostellung genutzte Objektiv hat die Brennweite 28mm
Es ergibt sich ein Abbildungsmaßstab von 56,5 / 28 = ~ 2:1
Ich benutze ein Objektiv in Retrostellung, das ich auf ein weiteres Objektiv geschraubt habe, welches in Normalstellung
an meiner Kamera angeschlossen ist.
Wie groß ist mein Abbildungsmaßstab?
Der Abbildungsmaßstab diese Aufbaus lässt sich einfach aus den Brennweiten der beiden genutzten Objektive berechnen:
Brennweite des Obj. in Normalstellung / Brennweite des Obj. in Retrostellung
Beispiel:
Das in Normalstellung genutzte Objektiv hat die Brennweite 100mm.
Das in Retrostellung genutzte Objektiv hat die Brennweite 28mm.
Es ergibt sich ein Abbildungsmaßstab von 100 / 28 = ~ 3,5:1
Links zum Thema
Bevor ich weitere Erklärungen rund um die Schärfentiefe in die Weiten des Internets hinzufüge,
verweise ich lieber auf Seiten, in denen das Thema rund & gut dargelegt wird.
- kurz & gut erklärt
- die mathematisch / physikalische Seite
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